Source archive: Bethlehem
Document reference: Memoirs Bethlehem, 0088

D. Theodora: Memoir German

D. Theodora die Indianerin war von der Delawar Nation, ist Anno 1742 in Minisink geboren, ihre Mutter brachte Sie als ein Mädgen mit zum Besuch nach Gnadenhütten, und lies Sie bey ihrer GroßMutter der Schwester Erdmuth, mit welcher Sie auch 1755 im November da die Indianer von Gnadenhütten weg flüchteten nach Bethlehem kam, blieb auch noch etliche Monat bey ihr. Der Heiland machte es ihr aber in ihrem Herzen so, daß Sie über sich selber verlegen wurde, hielteöfters um die Taufe an, und bezeigte ihr verlangen daß Sie des Heilands werden wolte, wünschte sich auch die gnade zu haben ins ledige Schwestern Haus zu kommen, welche gnade ihr auch den 22ten Februar 56 wiederfahren ist, Sie wurde an eben dem Tag durch Bruder Grube in Jesu Tod getauft, und kam gleich ins Chorhaus zu wohnen, worüber Sie sehr froh und danckbar war, daß der Heiland ihr bitten erhört hatte. Ihre Taufe war ihr besonders wichtig, und ihrem Herzen zum wahren Segen, Sie brachte auch das erste Jahr nach ihrer Taufe recht selig zu, war lichte und vergnügt, und man nahm der lieben Mutter ihre gnaden Arbeit an ihrem Herzen wahr, kam aber hernach in eine gleich gültigkeit ihres Herzens, und aus ihrer Taufgnade wieder heraus, daß wir oftte betrübte Stunden über Sie hatten. Der Heiland aber war so treu und lies ihr keine Ruhe, bis Sie wieder auf ihr Herz kam, und über alles Sünderin wurde, Sie bereuete auch hernach ihre die Zeit oftt mit vielen

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Thränen, und bat es dem Heiland ab. 1759 da Sie am 4.ten May mit ins Jungfern Chor kam, machte Sie aufs Neue den Schlus in ihrem Herzen daß sie ganz vor den Heiland leben wolte. Sie wurde Anno 60 den 19. JanuarCandidatin zum Abendmahl, welches ihrem Herzen einen besondern Eindruck gab, und von da an hatte Sie eine aparte gnaden Zeit lernte sich mehr kennen, und kam mit ihrem Herzen in eine wahre bekantschaftt mit dem Heiland, den 15.ten Mart wurde Sie Confirmirt, und hatte am Charfreytag den 4. April die große gnade das erste mahl mit der Gemeine seines Leichnams und Blutes theilhaftig zu werden, welches ihr so groß und wichtig war, das Sies nicht genug aus sprechen konte, wie ihr dabey war, von da an hatte Sie einen seligen fröhlichen gnadengang, war in ihrem herzen kindlich und sünderhaft gegen den Heiland, bezeigte es oftt mit Thränen, wie froh Sie sey daß Sie in der Gemeine wäre, Sie hatte, auch ver schieden malen von ihrer Mutter wie auch von und ihren übrigen Freunden versuchung, sie von der Gemeine abtrünnig zu machen, und wieder mit ihnen in Busch zu ziehen, das blieb ihr aber eine unmögliche Sache dazu thun, und Sie hielt sich desto fester an Heiland, daß Er Sie doch bewahren möchte, und sie bey seinem Volcke erhalten möchte, im Juny ver wichnen Jahrs kriegte Sie durch einen kalten Trunck einen Schaden auf ihrer Brust, war aber doch noch mit in der Erndte, so wohl hier in Bethlehem, als auch in Gnadenthal [Seitenwechsel] [page break] wurde aber zulezt so kräncklich, das sie muste nach Bethlehem gebracht werden, ehe die Erndte ganz vorbey war, von der Zeit an kränckelte Sie immer, so das man sahe, das sichs zu einer auszehrung bey ihr anlies, zu end des September kam Sie ganz auf die Krancken Stube, es wolte ihr Anfangs die Zeit oftte zu lange währen, und wünschte sich wieder gesund zu seyn, da Sie aber sahe daß der Heiland mit ihr eilte zu ihrer auflößung, war sies auch ganz zufrieden, und brachte ihre Zeit recht sehr selig zu, bezeigte oftte mit Thränen, wie wohl ihr sey, und wie Nahe ihr der Heiland wäre, und freute sich, Ihn balde zu sehen, zu End des December kriegte Sie die Blattern, kam auch gut davon durch, aber man sahe immer mehr, das der Heiland mit ihr eilte, Sie hatte eine aparte selige Zeit, der Umgang mit dem Marter Mann war ihr das liebste, und wenn sie von den Schwestern besucht wurde, be zeigte Sie immer ganz besonders ihre Freude, daß sie nun balde den sehen würde, an den Sie gläubte, und der ihre Seele liebte, 1761 den 12. Januar früh weinte sie, als Sie die Kranckenwärterin fragte, was ihr wäre, sagte sie, Ach das Abendmahl hätte ich gerne, ich kan nicht mehr warten, da sie darauf die Schwester Anna Roßel besuchte, freute Sie sich gar sehr, fing gleich mit ihr an zu reden, und bezeigte ihr sehnliches Verlangen nach dem Abendmahl, sagte, die Zeit wird mir zu lange bis auf

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den Sabbath, Sie könte es nicht mehr ausstehen, den 14.ten war Sie sehr schwach, aber ungemein vergnügt, da ihr die Schwester Anna Roßel sagte, das Sie heute ihr Abendmahl haben solte, war sie ganz außer sich vor Freuden, konte es kaum erwarten, so groß war ihr verlangen, Sie genoß daßelbe mit noch einer kleinen geselschaftt unter einem unaussprechlich seligen gefühl und Nahe sein unsers geliebten Freundes unter einer Aparten gefühligen Heimgangs Liturgie unsers lieben Bruder Petrus. Sie lag darauf ganz stille, und man sahe die Freuden Zähnlein von ihren Wangen laufen, sagte Zur Kranckenwärterin, nun wird mein Bräutigam bald kommen, und mich zu sich holen, den 17.ten Als am Abendmahlstag war Sie sehr Schwach, aber voller freuden, glaubte dießes wird der lezte Tag sein, als sie die Schwester Anna Roßel Nach mittags fragte, ob Sie wüßte, was heute vor ein großer Tag wäre, sagte Sie Ach ja, wenn ich heute nicht heimginge würde ich sehr betrübt sein, bat, man solte ihr doch Verße singen, und so brachte sie ihre lezte Stunden in der Allerseligsten Meditation zu, bis Abends da die Gemeine beym Abendmahl war, erblaßte Sie recht selig und sanftte in Jesu Arm und Schooß unter den Worten, blaße Lippen küßt Sie aufs Herz, mit dem segen ihres Chors im 19.ten Jahr ihres Alters.

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Memoir facsimiles

Moravian Lives

People mentioned in this memoir

Erdmuth
Bruder Grube
Bruder Petrus
Bräutigam
GroßMutter
Heiland
Marter Mann
Schwester Anna Roßel

Places mentioned in this memoir

Bethlehem
Busch
Delawar
Gnadenhütten
Gnadenthal
Minisink

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